Schriftenreihe und Lehrveranstaltungen

Vorlesung, Vortrag, Seminar, Workshop, Coaching

Themen

Zum ewigen Frieden

1. „Es soll kein Friedensschluss für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht worden.“.

Das Humanistische Manifest

Frieden ist Zeichen seiner selbst - und des Falschen: Gewalt, Krieg, Terrorismus.

Geschichte des Friedens

... menschlicher Kulturen und Zivilisationen, Gesellschaften,
Künste und Wissenschaften, Politik, Medien und Sport,
Organisationen, Staatswesen und Wirken von Friedens-Stiftern,
von Mittelsteinzeit und Antike, über Mittelalter und Neuzeit
bis in Moderne und Gegenwart,
denn nicht nur Gewalt, Krieg und Terrorismus ziehen sich durch die Geschichte
- auch Vernunft und Frieden,
die von Menschen, Menschengruppen und Völkern immer gewesenen und nie geendeten
Wünsche und Gedanken, Worte und Schriften, Künste und Taten für Frieden.

Geschichte des Bewusstseins

Das Abenteuer der Menschheit, die Geschichte seiner Phantasien und seiner
Gefühle, seines Geistes und Denkens, seines Bewusst- und Unbewusstseins,
seiner Taten.

  • Am Anfang war die Tat
    Homo Sapiens, Urgesellschaften, Neolithikum – Arbeit, Geist, Seele …
  • Philosophie/Psychologie der Antike
    „Erkenne dich selbst“
  • Geschichte und Philosophie des Mittelalters
    „Gehe nicht nach draussen, kehre in dich selbst ein;
    im Inneren des Menschen wohnt die Wahrheit“
  • Philosophie und Psychologie der Neuzeit
    „Der Religion ist das Heilige wahr, der Philosophie ist das Wahre heilig“
  • Zeitgeist und Philosophie der Gegenwart
    „… die moderne Welt ihrem Wesen nach eine Wiederholung der Antike
    auf der Höhe der Modernität …“

Frieden in der Geschichte der Künste

Bildende-, Darstellende-, Musikalische-, Literarische-Künste
vom Jungpaläolithikum / Altesteinzeit und Antike, über Mittelalter und Neuzeit
bis in Moderne und Gegenwart.

Kinder und Bildung

„Tu einem Kind Ehre an und es wird auch dir Ehre antun.“
Diese Botschaft gilt bei Erwachsenen in Simbabwe sowohl als Selbstverständlichkeit wie
auch als Weisheit im Umgang mit Kindern.
In Deutschland befindet sich diese Haltung, nach 250 Jahre autoritärer Geist, im Stadium
des Erlernens und Umdenkens.
Für die Ehre des Menschen und speziell des Kindes kämpfte der vom deutschen
Bürgertum hoch verehrte Freigeist Friedrich Schiller. In Schillers Zeit der Aufklärung wurde
Verstandesbildung als sittliche Bildung gefordert. Diese Tugend (Aristoteles) und Pflicht
(Kant) steht über allen politischen, wirtschaftlichen und konfessionellen und nichtreligiösen Meinungen.
Die heute zuständigen gesellschaftlichen Gruppen: Eltern, Staat und Kirche, Kindergarten
und Schule, Politik, Medien, Wirtschaft.

„Der gute Hirte“

In der Geschichte der Mythen, Religionen, Philosophie und Psychologie und Literatur
wurde die Metapher „Hirte“ zu einem Topos. Bis hinein in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg
durch den Philosophen Martin Heidegger und seinem Wort: „Der Mensch ist der Hirte des
Seins“, im Brief „Über den Humanismus“ an J. Beaufret, 1954. Und in der anhaltenden
Debatte über die Rede des Philosophen Peter Sloterdijk, „Regeln für den Menschenpark“
1997/ 1999, über Biotechnologie als „Anthropotechnik“ (Sloterdijk), Menschenzüchtung,
Menschenerziehung.
Bereits der antike Philosoph Platon nennt Regeln für den Betrieb eines Menschenparks,
der Gesellschaft, woher Heidegger seinen Hirtenbegriff bezieht. Die damaligen Menschen
sind nach der mythologischen Zeit und ihrer Abkehr von den Olympischen Göttern sich
selbst überlassen, ihre eigenen Hirten und Hüter, Selbsterzieher. Wer soll nun der Hirte
werden, und wie soll er sein?

 


Vortrag über die Geschichte des Friedens am 9.3.2018
Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie vom 8. bis 11. März 2018 in Berlin

Meine Damen und Herren,

es ist für mich eine große Freude und zugleich Ehre, Ihnen das Projekt „Geschichte des Friedens“ meiner Freunde Rolf Horst und Claudia Bölling vorzustellen, das sie gemeinsam in jahrelanger Arbeit konzipiert und vollendet haben. Die Ausstellung ist fertig und wartet nur noch auf Sponsoren, die ihr den Weg in die Öffentlichkeit ebnen.

Frau Bölling und Herr Horst sind heute leider verhindert und haben mich deshalb gebeten, ein paar Worte über das Projekt „Geschichte des Friedens“ an Sie, meine Damen und Herren, zu richten.

Vor wenigen Tagen, und zwar am 26.02.2018, ist der Plakatkünstler und ehemalige Präsident der Akademie der Künste in Berlin Klaus Staeck 80 Jahre alt geworden. Einer breiten Öffentlichkeit ist er durch sein Plakat mit dem Titel „Deutsche Arbeiter, die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen!“ bekannt geworden. Ein anderes Plakat, an das ich bei der Vorbereitung auf heute oft denken musste, betrifft die Waffenlobby und hat die Aussage „Alle reden vom Frieden. Wir nicht!“

Seit Orwells Dystopie „1984“ wissen wir, dass der Name Verteidigungsministerium oder gar Kriegsministerium als unpassend empfunden wird. Der Name „Friedensministerium“ ist gefälliger. Dasselbe gilt für bewaffnete Auseinandersetzungen in weit entfernten Ländern wie Afghanistan, Sudan oder Mali, wo nach den Worten des damaligen SPD Politikers Müntefering „Deutschlands Freiheit verteidigt wird.“

Die konsequente Bezeichnung derartiger Aktivitäten als „friedenssichernde“ oder gar „friedensschaffende“ Maßnahmen erweckt trotz aller Propaganda zu Recht das Misstrauen der staunenden Öffentlichkeit.

Zur Beschwichtigung des Unmuts der Bevölkerung bedient man sich eines Tricks, der schon bei der Leugnung der Armut geholfen hat.

Weil Armut eben doch schändet, heißt es nicht mehr „Armenrecht“, sondern „Prozesskostenhilfe“. Prozesskostenhilfe klingt aber verdächtig nach Sozialhilfe, was ja auch zutrifft. Um den Begriff zu vernebeln, kürzt man ihn ab und weiß, dass sich kaum jemand traut nachzufragen, was PKH bedeutet.

Denselben Effekt erzielt man, wenn man die friedenserhaltende Operation zunächst in Englische übersetzt - „peace keeping operation“ – und dann abkürzt: PKO. Wie bei des Kaisers Neuen Kleidern wagt niemand, seine Unkenntnis zuzugeben und nachzufragen, was das bedeuten soll.

Es wurde deshalb als befreiend, ja geradezu als Meisterstück auf dem Weg zum Bundeskanzler empfunden, als KT, auch bekannt als Karl Theodor von und zu Guttenberg, überraschenderweise verkündete, dass in Afghanistan ein richtiger Krieg geführt wird.

Um so erstaunlicher sind die Werbeplakate der Bundeswehr für den Beruf des Soldaten, die vor kurzem bundesweit Einsätze im weithin unbekannten Mali wie einen Abenteuerurlaub anpriesen. Übrigens wie zur Bestätigung der Unbekanntheit von Mali hat mein automatisches Korrekturprogramm aus Mali Mail gemacht.

Und das ist das eigentliche Problem: Der Krieg ist viel spannender als der Frieden. Der Frieden ist meistens recht langweilig und ereignislos. Wovon redet Opa, wenn er ins Erzählen kommt? Natürlich vom Krieg! Und Oma? Von den Bombennächten!

Wovon erzählt dann jemand wie ich, der im Herbst 1945, also direkt nach dem Krieg geboren wurde? Nicht von den langen, friedlichen Sommern meiner Kindheit an der Ostsee, sondern von den britischen Minensuchbooten, die täglich mit lautem Gedonner die unendlich vielen übriggebliebenen Minen zur Explosion brachten. Und natürlich von den Ruinen der gesprengten Bunker und zerbombten Häuser, in denen wir Kinder spielten, und den Patronen, die viel interessanter als die Donnerkeile, die versteinerten Krakenarme, am Ostseestrand waren. Kurz darauf wurde der damals sehr beliebte Schlager „Ei, ei, ei, Maria, Maria aus Bahia“ in „Ei, ei, ei, Korea, der Krieg kommt immer näher!“ umformuliert.

Das japanische und das westdeutsche Wirtschaftswunder lassen sich nicht nur mit dem Fleiß und der Tüchtigkeit der Bevölkerung und dem amerikanischen Marshallplan, sondern auch mit der durch den Koreakrieg bedingten rasanten Nachfrage der Amerikaner nach japanischen und westdeutschen Produkten erklären. Das ist in etwa so wie das Goldene Zeitalter Hollands, während der Dreißigjährige Krieg in Deutschland tobte. „Oh, what a lovely war!“ Während des Falkland- bzw. Malvinenkrieges lief der sehr lukrative deutsche Waffenexport an beide Seiten über Bremerhaven und Hamburg.

Meine Heimatstadt Hamburg, in der ich als in Calau in Brandenburg geborener Rucksackberliner seit 1948 lebe, hat es während des Dreißigjährigen Krieges im Gegensatz zum später total zerstörten Magdeburg vorgezogen, sich den Frieden durch sehr hohe Zahlungen an die Söldnerheere zu erkaufen.

Das klappte übrigens auch bei den nordafrikanischen Piraten, die immer wieder Handelsschiffe aus Hamburg aufbrachten und deren Besatzung in die Sklaverei verkauften. Die Hamburger gründeten daraufhin die erste Pflichtversicherung der Geschichte – die Sklavenkasse – und kauften ihre Seeleute nach einem mit den Piraten abgestimmten Tarif frei.

Aber gibt es über die Sklavenkasse Lieder oder Romane? Nein! Wohl aber über den viel aufregenderen Kampf der Hanseaten gegen Piraten wie z.B. Störtebeker. Noch heute singen Pfadfinder und andere Jugendgruppen begeistert Lieder über Piraten, Söldner und Soldaten aller Couleur.

Glänzen die Augen der Jugendlichen bei Romanen wie „Soll und Haben“ oder „Buddenbrooks“? Wohl kaum. Selbst im Lateinunterricht wird heute noch in erster Linie Caesars „Gallischer Krieg“ als Ovids Liebeskunst gelesen, die immer noch als zu explizit oder gar obszön gilt. Schilderungen, wie man nach einem gezielten Schwerthieb „zur Rechten und zur Linken einen halben … niedersinken sah“, stehen nur deshalb auf dem Index, weil es sich bei dem Getöteten um einen Türken handelt.

Darum war ein Liederprogramm mit dem an sich selbstverständlichen Titel „Liebe ist besser als Krieg“, das an bundesrepublikanischen Universitäten in den späten Sechzigerjahren noch vor dem allgegenwärtigen Slogans „Make love, not war“ und „love and peace“ aufgeführt wurde, so bahnbrechend und geradezu revolutionär.

Frieden ist in aller Munde, begegnet aber aufgrund enttäuschender Erfahrungen mit dem Friedenswall, dem Friedensdienst und der Deutschen Friedensunion (DFU) zumeist Misstrauen. Ja, der Frieden, selbst wenn es nur „ein bisschen Frieden“ ist, gilt als unglaubwürdig und hat ein zweifelhaftes Image. Es bleibt nicht nur beim Sprichwort, dass man dem Frieden nicht traut.

Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass der Frieden zwar ersehnt wird, aber zugleich so ungewohnt und so unwahrscheinlich ist. Nach dem Endes des Kalten Krieges und der Deutschen Einheit wurde uns die Friedensdividende versprochen. Deutschland war erstmals in seiner Geschichte „umzingelt von Freunden“. In den USA verkündete ausgerechnet ein Historiker sogar „Das Ende der Geschichte“. Und dann kam der Jugoslawienkrieg, und die rot-grüne Bundesregierung hatte nichts Eiligeres zu tun, als auf erheblichen US-amerikanischen Druck zum dritten Mal in 100 Jahren Belgrad und seine Zivilbevölkerung zu bombardieren.

Soeben hat der Bundestag weitere Auslandseinsätze der Bundeswehr genehmigt. Deutschland ist zu klein für eine Weltmacht und zu groß für Europa, aber müssen wir deshalb jeden Unsinn mitmachen, damit uns die USA gewogen bleiben? Beim „Dinner for one“ muss der Butler die Hacken zusammenschlagen und sich sinnlos betrinken – „just to please me, James“.

Wäre es nicht an der Zeit, mit den Taliban und anderen angeblichen Feinden des Westens zu verhandeln, was die Amerikaner ja auch tun?

Aber nein! Denn es gibt zu viele Kriegsgewinnler und zu wenige, die daran glauben, dass „Frieden ernährt und Unfrieden verzehrt“. In Bertold Brechts Mutter Courage gibt es dazu das berühmte Zitat: „Krieg ist nichts als die Geschäfte, statt mit Käse nur mit Blei.“ Und in der deutschen Version des Liedes „I come from Alabama with my banjo on my knee” (Ich komme aus Alabama mit meinem Banjo auf meinem Knie) lautet eine Strophe wie folgt:
„Und wenn du in Alabama hörst, dass wieder Frieden wär‘, dann nimm dir deinen Cornedbeef-Konserven-Millionär. Leg‘ deine Wang‘ an seine Wang‘ und sprich „For you I care“. Denn dein Mickey war ein Frontsoldat und ist jetzt nicht mehr fair.“

Mit den Mitteln der Kunst, der Literatur und der Werbung zeigt die Ausstellung „Geschichte des Friedens“: Der Frieden ernährt nicht nur, sondern ist auch attraktiv, ja geradezu sexy. Man muss ihn nur wollen.

Dies ist also auch ein Aufruf an alle potentiellen Sponsoren. Der Frieden ist ein Kriegswaisenkind, das ihrer Hilfe und Unterstützung bedarf. Belassen Sie es nicht bei der staatlichen Kriegsopferrente!

Matthias K. Scheer, Hamburg

 

 

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